NÜRNBERGER NACHRICHTEN - 1.10.2004 - [B0410013]

Landkreis Fürth ist am Zug

Auch SPD für Weiterbau der U-Bahn Richtung Südwesten

Trotz aller Finanznöte soll die U-Bahn-Linie 3 auf jeden Fall bis zum Klinikum Nord und über den vorläufigen Endpunkt Gustav-Adolf-Straße hinaus weiter nach Südwesten gebaut werden. Neu in Gang kommt allerdings die Diskussion über Alternativen zur bisher vorgesehenen Trassenführung nach Gebersdorf, weil das Tiefe Feld auf absehbare Zeit unbebaut bleibt. Ganz entschieden drängen die Nürnberger auf eine Verlängerung nach Zirndorf und Oberasbach, um möglichst viele Autopendler zum Umsteigen zu bewegen.

Das ist das Fazit einer über einstündigen Debatte im Verkehrsausschuss des Stadtrats. In einem Dringlichkeitsantrag hatte die CSU-Fraktion - wie berichtet - eine entsprechende Klarstellung verlangt, nachdem SPD-Fraktionschef Gebhard Schönfelder im August die Frage aufgeworfen hatte, ob sich die Stadt eine Fortsetzung über die derzeit im Bau befindlichen Strecken hinaus noch erlauben könne. Während CSU-Stadtrat Volker Meyer die Äußerungen als "verkehrspolitisches Desaster" geißelte, behauptete Jürgen Fischer (SPD), Schönfelders Bemerkungen hätten sich auf eine künftige U 4 bezogen. "Das nimmt Ihnen keiner ab", konterte Meyer und hielt der SPD vor, sie habe nur "tiefe Verunsicherung" ausgelöst und die Verlässlichkeit aufgekündigt; obendrein sei OB Ulrich Maly wochenlang ein klärendes Wort schuldig geblieben.

Geschickt verstand es Maly gestern dagegen, die durch parteipolitische Sticheleien und die von der CSU bemühte Drohung mit der Kündigung der Kooperationsvereinbarung aufgeheizte Debatte wieder auf sachliches Niveau zu bringen. Entscheidend sei für die Stadt, einen hohen Anteil der Pendlerströme aus dem Landkreis Fürth auf die Schiene zu bringen und damit wenigstens den weiteren Zuwachs der Autolawine aufzufangen. Die U-Bahn-Station an der Gustav-Adolf-Straße hingegen sei als Umsteigepunkt denkbar ungeeignet. Am Konzept für die Verknüpfung mit den Bussen Richtung Oberasbach, Zirndorf und darüber hinaus wird in der Verwaltung noch gebastelt. An große Park&Ride-Kapazitäten ist dort nicht zu denken. Ob es bei der Trassenführung Richtung Gebersdorf bleibt, so Maly, hänge nicht zuletzt von den Verhandlungen mit dem Landkreis Fürth ab. Denn als Endstation eigne sich Gebersdorf kaum, weil dort nur mit je gut 10 000 ein- und aussteigenden Fahrgästen zu rechnen sei, während es beispielsweise in Röthenbach dreimal so viele sind.

Für unbedingt erforderlich halten CSU wie SPD daher unverändert eine Weiterführung, um den motorisierten Pendlerstrom weit vor der Stadtgrenze abzufangen. Nur falls eine Verlängerung der U-Bahn in den Landkreis doch nicht zu Stande kommen sollte, könnte sich auf Nürnberger Gebiet beispielsweise eine Trassenführung zur Virnsberger Straße (real-Markt, Datev) als sinnvoller erweisen.

Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli ließ unterdessen versichern, der Kreis stehe "unverändert" zum Weiterführungsbeschluss von 2001. Inzwischen sind auch bereits sechs verschiedene Varianten näher untersucht worden. In der engeren Wahl ist derzeit eine "Gabellösung" mit einer jeweils eingleisigen Strecke von Gebersdorf nach Oberasbach und Zirndorf.

Noch unklar sind das Betriebskonzept und die laufenden Kosten. Wenn diese Zahlen vorliegen, will Maly mit den Nachbargemeinden das Verfahren zur standardisierten Bewertung (Ermittlung der Rentabilität) einleiten und die Liniengenehmigung wie die Zuschüsse beantragen. Der Bürgerverein Nürnberger Westen begrüßte das Signal zum Weiterbau; die Grünen plädierten für alternative Konzepte.

WOLFGANG HEILIG-ACHNECK - 1.10.2004 0:00 MEZ

© NÜRNBERGER NACHRICHTEN

http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=247161&kat=10&man=5




_